Beschlusslage FDP Dresden

Kunst als Wiege des Dresdner Freiheitssinns

beschlossen am vom Kreisparteitag

Präambel

Dresden ist eine Kulturstadt ersten Ranges. Seit dem 16. Jahrhundert wurde hier Kunst von europäischem Rang geschaffen, die bis heute das Selbstverständnis und den Charakter unseres Gemeinwesens prägt. Dresden lebt von der Erinnerung an den vergangenen Glanz höfischer Prachtentfaltung, von der von Canaletto gemalten barocken Stadtsilhouette und vom Ruhm bedeutender Kunstsammlungen und herausragender Leistungen in der Musik- und Operngeschichte. Zugleich war die Stadt, mit der ihr eigenen Mischung aus Tradition und landschaftlicher Schönheit, immer auch Projektions- und Reibungsfläche für die künstlerische Avantgarde, denn zum kulturellen Fortschritt gehörte stets der Bruch mit Konventionen und die bewusste Provokation. Beispielgebend seien hierfür genannt die Malerei der „Brücke“ und der „Neuen Sachlichkeit“ sowie der von Mary Wigman und Gret Palucca entwickelte Ausdruckstanz. All diese Facetten prägen unser kulturelles Erbe. Sie bilden einen Spannungsbogen, der immer wieder zum Diskurs herausfordert und politische Positionierungen notwendig macht. Dabei gilt es die Balance zu finden zwischen den Polen überregional geprägter weltoffener Urbanität und regionale verorteter geschichtlicher Identität.

Liberales Kunst- und Kulturverständnis

Als Liberale sind wir seit über 150 Jahren Teil dieses bürgerlichen Verständnisses unserer Stadt gegenüber der Welt. Kunst nicht nur zuzulassen, sondern nach Kräften zu fördern, entspricht unserem Wunsch nach der Freiheit aller Gedanken. Lang bevor es die politischen Verhältnisse zuließen, war die Kunst bereits eine Wiege des Denkens, Fühlens und Glaubens. Und obwohl sie in den Zeiten der Monarchie wie der Diktaturen des 20. Jahrhunderts immer wieder als Herrschaftsbegründung herangezogen wurde, blieb die Kunst in ihrem Kern stets skeptisch gegenüber den gegebenen Verhältnissen. Daher entsprechen Provokation und Infragestellung mancher Werke auch dem Wesen lebendiger Kultur.

Die Kunststadt Dresden erlebt so seit Jahrhunderten diese Widersprüche hautnah mit. Sie kennt die Begründung und die Kritik am aktuell Gegebenen. Sie bewahrt und erneuert das Alte. Sie bleibt gespannt auf das Neue und Mögliche.
Nach der Zerstörung unserer Stadt im Zweiten Weltkrieg standen die Rettung des Verbliebenen und seine zeitgemäße Ergänzung im Vordergrund aller Planungen - gerade für und in der Altstadt. Die Rettung des Schlosses, die Wiedererrichtung der Frauenkirche und der neugeschaffene Kulturpalast symbolisieren heute die Verbindung und Versöhnung aller Kunstformen der gesamten Dresdner Kulturgeschichte.
Die Dresdner Altstadt ist längst wieder zur Herzkammer des städtischen Lebens geworden und damit zu einem Ort der künstlerischen Auseinandersetzung und des Nachdenkens über die Gegenwart und die Zukunft unseres Gemeinwesens.

Kultur als Ausdruck fortwährender Freiheit

Weil wir Liberale uns einem zukunftsorientierten, weltoffenen und nach vorn schauenden Kulturverständnis verpflichtete fühlen, sprechen wir uns nachdrücklich auch für die Altstadt als den Ort des Ausdrucks aller Meinungen, Künste und Wissenschaften aus. Eine örtliche Begrenzung würde das Potential unserer Stadt ohne Not beengen. Die Diskurse um starke wie schwache Ideen, empörte wie emphatische Präsentationen nehmen wir daher dankend an. Sie stehen in der besten Tradition unserer Heimatstadt und wecken unsere Hoffnung für die weitere Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten.

Konkret fordern wir:

  1. Zeitgenössischer Kunst soll mehr öffentlicher Raum geboten werden. Dauerhafte Ausstellungs- und Darstellungsmöglichkeiten sollen vorzugsweise am Areal des Kulturkraftwerkes Mitte etabliert werden. Als Räume für temporäre Kunst sind sämtliche Orte der Dresdner Innenstadt offenzuhalten.
  2. Bei der städtischen Kulturförderung sollen alle Kunstformen und Ebenen, insbesondere die freien Träger, bedacht werden. Eine einseitige und privilegierende Förderung der sogenannten „Hochkultur“ lehnen wir ab. Bestehende Förderschwerpunkte sollten dahingehend überprüft werden.
  3. Eine stärkere Vernetzung der bestehenden städtischen Kulturinstitutionen ist anzustreben.
  4. Zur Ergänzung der Bewerbung für die Kulturhauptstadt 2025 sollen bürgerschaftliche Engagements und lokale Initiativen im Bereich Kultur zeitgerecht eingebunden werden.
  5. Zur Verwurzelung des Selbstverständnisses als Kulturhauptstadt müssen der Stadtgesellschaft Räume für spontane Kunstdarbietungen aller Art bereitgestellt werden. Zu prüfen sind geeignete öffentliche Plätze und Grünanlagen.

Kultur, Tourismus und Freizeit